Steuern sparen als Selbstständiger: Tipps vom Profi
Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer: Welche Steuern zahlen Selbstständige und wie kann man sparen?
Steuern sind für Selbstständige oft ein undurchsichtiger Dschungel. Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer – was musst du zahlen, und wie kannst du legal Steuern sparen? Dieser Guide erklärt die wichtigsten Steuerarten und zeigt dir konkrete Optimierungsmöglichkeiten.
Das Wichtigste in Kürze
- 30-40% des Gewinns für Steuern zurücklegen
- Grundfreibetrag 2025: 11.784 € steuerfrei
- Gewerbesteuer-Freibetrag: 24.500 € (nur Gewerbetreibende)
- Rürup-Beiträge zu 100% absetzbar (max. 27.566 €)
Welche Steuern zahlen Selbstständige?
Anders als Angestellte bist du für deine Steuern selbst verantwortlich. Kein Arbeitgeber zieht sie automatisch ab. Diese Steuern kommen auf dich zu:
Die wichtigsten Steuerarten
- Einkommensteuer: Auf deinen Gewinn (Einnahmen minus Betriebsausgaben). Progressiver Tarif von 14-45%.
- Solidaritätszuschlag: 5,5% der Einkommensteuer, aber erst ab ca. 18.000 € Einkommensteuer relevant.
- Gewerbesteuer: Nur für Gewerbetreibende, nicht für Freiberufler. Freibetrag: 24.500 €.
- Umsatzsteuer: 19% (oder 7% ermäßigt) auf deine Leistungen – aber auch abziehbar auf deine Einkäufe.
- Kirchensteuer: 8-9% der Einkommensteuer, falls Kirchenmitglied.
Beispiel: Steuerbelastung bei 60.000 € Gewinn
Lediger Freiberufler, keine Kirche, 60.000 € Gewinn:
- Einkommensteuer: ca. 14.500 €
- Soli: 0 € (unter Freigrenze)
- Gewerbesteuer: 0 € (Freiberufler)
- Gesamt: ca. 14.500 € (24% vom Gewinn)
Einkommensteuer berechnen
Berechne deine Einkommensteuer als Selbstständiger inklusive Vorauszahlungen.
Jetzt berechnenEinkommensteuer optimieren
Die Einkommensteuer ist deine größte Steuerlast. Hier liegen auch die größten Sparpotenziale.
Grundfreibetrag nutzen
Die ersten 11.784 € (2025) sind steuerfrei. Durch geschickte Verlagerung von Einnahmen oder Ausgaben zwischen Jahren kannst du den Freibetrag optimal ausschöpfen.
Steuerprogression glätten
Der Steuersatz steigt progressiv: 14% bei niedrigem Einkommen, bis 42% ab ca. 66.000 €. Wenn du in einem Jahr viel verdienst, im nächsten wenig, zahlst du mehr als bei gleichmäßiger Verteilung.
Tipp: Ziehe Betriebsausgaben in gute Jahre vor, schiebe Einnahmen in schlechte Jahre (wenn möglich).
Steuer-Rücklagen nicht vergessen
Vorauszahlungen optimieren
Das Finanzamt schätzt deine Vorauszahlungen basierend auf dem letzten Steuerbescheid. Bei sinkenden Einnahmen: Antrag auf Herabsetzung stellen! Bei steigenden: Rücklagen bilden.
Gewerbesteuer: Freibetrag nutzen
Die Gewerbesteuer betrifft nur Gewerbetreibende, nicht Freiberufler. Sie wird von der Gemeinde erhoben und variiert je nach Hebesatz.
So funktioniert die Berechnung
- Gewerbeertrag ermitteln (≈ Gewinn)
- Freibetrag 24.500 € abziehen
- Steuermesszahl: 3,5% vom Rest
- × Hebesatz der Gemeinde (z.B. 400%)
Beispiel: 60.000 € Gewinn in München (Hebesatz 490%):
- 60.000 € - 24.500 € = 35.500 €
- 35.500 € × 3,5% = 1.242,50 €
- 1.242,50 € × 490% = 6.088 € Gewerbesteuer
Gewerbesteuer-Anrechnung
Gute Nachricht: Die Gewerbesteuer wird auf die Einkommensteuer angerechnet (bis zum 4-fachen des Messbescheids). Bei niedrigen Hebesätzen neutralisiert sich die Gewerbesteuer fast komplett!
Umsatzsteuer verstehen
Die Umsatzsteuer (umgangssprachlich Mehrwertsteuer) ist für die meisten Selbstständigen ein durchlaufender Posten – du sammelst sie von Kunden ein und gibst sie ans Finanzamt weiter.
Das Prinzip
- Du stellst Kunden 19% (oder 7%) USt in Rechnung
- Du ziehst die USt aus deinen Einkäufen (Vorsteuer) ab
- Die Differenz führst du ans Finanzamt ab
Kleinunternehmerregelung (§19 UStG)
Unter 22.000 € Umsatz im Vorjahr (und voraussichtlich unter 50.000 € im laufenden Jahr) kannst du die Kleinunternehmerregelung wählen: Keine Umsatzsteuer auf deinen Rechnungen, keine Vorsteuer-Abzug.
Wann lohnt sie sich nicht? Wenn du hohe Investitionen tätigst. Bei einem 3.000 € Laptop sparst du 570 € Vorsteuer – das überwiegt oft den Bürokratie-Vorteil.
Umsatzsteuer-Voranmeldung
- Monatlich: Bei über 7.500 € Vorjahres-Umsatzsteuer
- Vierteljährlich: Bei 1.000-7.500 €
- Jährlich: Bei unter 1.000 €
Betriebsausgaben richtig absetzen
Jede Betriebsausgabe reduziert deinen steuerpflichtigen Gewinn. Bei einem Grenzsteuersatz von 35% sparst du also 35 Cent pro Euro Betriebsausgabe.
Die wichtigsten Betriebsausgaben
- Arbeitszimmer: Bei ausschließlich beruflicher Nutzung voll absetzbar, sonst pauschal 1.260 €/Jahr
- Home-Office-Pauschale: 6 € pro Tag, max. 1.260 €/Jahr (Alternative zum Arbeitszimmer)
- Bürobedarf & Software: Computer, Drucker, Office, Cloud-Services
- Fortbildung: Kurse, Fachliteratur, Konferenzen
- Telefon & Internet: Anteilig bei gemischter Nutzung (z.B. 50%)
- Fahrtkosten: 0,30 €/km für Geschäftsfahrten oder Kfz-Kosten anteilig
- Versicherungen: Berufshaftpflicht, Rechtsschutz (beruflich), BU
Stundensatz kalkulieren
Berücksichtige alle Betriebskosten bei der Kalkulation deines Stundensatzes.
Jetzt berechnenBei der Gründung solltest du alle Kosten im Blick haben. Der Gründungskosten-Rechner hilft dir, Rechtsformen zu vergleichen.
Achtung: Privatanteil
Bei gemischt genutzten Gegenständen (Handy, Laptop, Auto) musst du den Privatanteil herausrechnen. Beliebt: 50% beruflich, 50% privat – aber das muss zur Realität passen.
Altersvorsorge als Steuersparmodell
Die Rürup-Rente (Basisrente) ist für Selbstständige das attraktivste Steuersparmodell. Die Beiträge sind zu 100% als Sonderausgaben absetzbar.
So funktioniert Rürup
- Maximal 27.566 € (2025) pro Jahr absetzbar (Ehepaar: 55.132 €)
- Bei 35% Grenzsteuersatz: 9.648 € Steuerersparnis
- Auszahlung später als Rente, dann versteuert (meist niedriger Satz)
- Nicht vor 62 auszahlbar, keine Kapitalentnahme
Rürup-Vorteil berechnen
Berechne deine Steuerersparnis und die spätere Rente mit Rürup.
Jetzt berechnenBeispiel
Du zahlst 12.000 €/Jahr in Rürup ein bei 60.000 € Gewinn:
- Steuerpflichtiger Gewinn sinkt auf 48.000 €
- Steuerersparnis: ca. 4.200 €/Jahr
- Effektiver Beitrag: 7.800 € (statt 12.000 €)
Investitionsabzugsbetrag & AfA
Größere Anschaffungen werden normalerweise über mehrere Jahre abgeschrieben (AfA = Absetzung für Abnutzung). Es gibt aber Möglichkeiten zur Beschleunigung.
GWG: Sofortabschreibung
Geringwertige Wirtschaftsgüter bis 800 € netto (952 € brutto) kannst du sofort vollständig absetzen. Ideal für Kleingeräte, Möbel, günstige Elektronik.
Investitionsabzugsbetrag (IAB)
Du kannst bis zu 50% der geplanten Anschaffungskosten bereits vor dem Kauf als Betriebsausgabe abziehen (max. 200.000 € Gewinn). Toll für Jahre mit hohem Gewinn:
- Du planst, nächstes Jahr einen 10.000 € Laptop zu kaufen
- Dieses Jahr ziehst du 5.000 € als IAB ab
- Nächstes Jahr: Restwert wird dann abgeschrieben
Falle: Kaufst du nicht innerhalb von 3 Jahren, wird der IAB rückgängig gemacht (mit Zinsen!).
Sonderabschreibung (§7g Abs. 5 EStG)
Zusätzlich zur normalen AfA kannst du 20% Sonderabschreibung im Jahr der Anschaffung nutzen. Kombiniert mit IAB massives Steuersparpotenzial.
Die häufigsten Steuerfehler
Fehler 1: Keine Rücklagen bilden
Die Steuer kommt – garantiert. Lege von jeder Einnahme 30-40% zurück. Auf ein separates Konto, nicht auf das Geschäftskonto.
Fehler 2: Belege nicht aufbewahren
Ohne Beleg keine Betriebsausgabe. Digitalisiere alle Belege sofort (Scanner-App oder Buchhaltungssoftware). Aufbewahrungsfrist: 10 Jahre.
Fehler 3: Fristen verpassen
Vorauszahlungen, USt-Voranmeldungen, Steuererklärung – alles hat Fristen. Ein verpasster Termin kostet Säumniszuschläge und Zinsen.
Fehler 4: Privatausgaben als Betriebsausgaben
Verlockend, aber gefährlich: Bei einer Betriebsprüfung fliegt alles auf. Im schlimmsten Fall: Steuerhinterziehung.
Fehler 5: Gewerbe statt Freiberuf anmelden
Wenn du eigentlich Freiberufler bist, aber ein Gewerbe anmeldest, zahlst du unnötig Gewerbesteuer. Prüfe deinen Status genau!
Häufige Fragen zu Steuern für Selbstständige
Häufig gestellte Fragen
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