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Selbstständig machen: Der komplette Finanz-Fahrplan

Von der Rechtsformwahl über Steuern bis zur Preiskalkulation: Alles was du für die Gründung wissen musst.

Lesezeit: 9 Min.

Selbstständig machen – der Traum von Freiheit, Flexibilität und eigenem Business. Doch die finanzielle Seite der Gründung ist oft undurchsichtig: Rechtsform, Steuern, Stundensatz, Sozialversicherung. Dieser Guide zeigt dir Schritt für Schritt, wie du deine Selbstständigkeit finanziell auf solide Beine stellst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Rechtsform wählen: Einzelunternehmen (einfach), UG (ab 1 €), GmbH (ab 12.500 €)
  • Stundensatz: Mindestens 2,5-3x deines Angestellten-Stundensatzes
  • Steuern: 30-40% vom Gewinn für Steuern zurücklegen
  • Krankenversicherung: GKV oder PKV – Pflicht für alle Selbstständigen

Die richtige Rechtsform wählen

Die Wahl der Rechtsform ist eine der wichtigsten Entscheidungen bei der Gründung. Sie beeinflusst deine Haftung, Steuern, Bürokratie und wie du nach außen auftrittst.

Einzelunternehmen / Freiberufler

Der einfachste Weg in die Selbstständigkeit. Keine Mindestkapitaleinlage, keine Eintragung ins Handelsregister, minimale Gründungskosten. Nachteil: Du haftest persönlich mit deinem Privatvermögen. Für Freelancer, Berater und kleine Dienstleister oft die beste Wahl.

UG (haftungsbeschränkt)

Die "Mini-GmbH" startet schon ab 1 € Stammkapital. Die Haftung ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt – dein Privatvermögen bleibt geschützt. Du musst allerdings 25% des Jahresgewinns zurücklegen, bis du 25.000 € erreicht hast (dann Umwandlung in GmbH möglich).

GmbH

Der Klassiker für ambitionierte Gründungen. Mindestens 25.000 € Stammkapital (12.500 € bei Gründung eingezahlt), dafür maximale Seriosität bei Kunden und Investoren. Höherer Verwaltungsaufwand: Bilanzierung, Notarkosten, Handelsregister.

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Berechne die Gründungskosten, laufenden Kosten und Steuerbelastung für GmbH, UG und Einzelunternehmen.

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Stundensatz richtig kalkulieren

Der häufigste Fehler von Gründern: Sie unterschätzen ihre wahren Kosten und setzen den Stundensatz zu niedrig an. Das Ergebnis? Nach Steuern, Sozialversicherung und Betriebskosten bleibt kaum etwas übrig.

Was du einrechnen musst

  • Steuern: Einkommensteuer (14-45%), Gewerbesteuer (wenn gewerblich), Soli
  • Sozialversicherung: Krankenversicherung (ca. 15-20% vom Gewinn), Altersvorsorge
  • Betriebskosten: Büro, Software, Hardware, Weiterbildung, Versicherungen
  • Nicht-fakturierbare Zeit: Akquise, Buchhaltung, Admin – oft 30-50% deiner Arbeitszeit!
  • Rücklagen: Für Urlaub, Krankheit, Auftragsflauten

Faustregel

Dein Stundensatz sollte mindestens das 2,5- bis 3-fache dessen betragen, was du als Angestellter pro Stunde verdienen würdest. Ein Angestellter mit 50.000 € Brutto (≈ 27 €/h) sollte als Freelancer mindestens 70-80 €/h verlangen.

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Kalkuliere deinen Mindeststundensatz basierend auf deinem Wunsch-Nettoeinkommen und allen Kosten.

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Welche Steuern zahlen Selbstständige?

Als Selbstständiger bist du für deine Steuern selbst verantwortlich. Kein Arbeitgeber zieht sie automatisch ab. Das bedeutet: Du musst Rücklagen bilden und Vorauszahlungen leisten.

Einkommensteuer

Dein Gewinn (Einnahmen minus Betriebsausgaben) wird mit deinem persönlichen Steuersatz versteuert. Der Spitzensteuersatz liegt bei 42% (ab ca. 66.000 € zu versteuerndem Einkommen). Das Finanzamt verlangt vierteljährliche Vorauszahlungen basierend auf deinem erwarteten Gewinn.

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Berechne deine Steuerlast als Selbstständiger inklusive Vorauszahlungen.

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Gewerbesteuer

Nur für Gewerbetreibende, nicht für Freiberufler! Der Freibetrag liegt bei 24.500 €. Erst darüber fällt Gewerbesteuer an. Die Höhe hängt vom Hebesatz deiner Gemeinde ab (meist 300-500%). Gute Nachricht: Die Gewerbesteuer wird auf die Einkommensteuer angerechnet.

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Berechne deine Gewerbesteuer mit dem Hebesatz deiner Stadt.

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Umsatzsteuer

Als Regelbesteuerer stellst du 19% (oder 7% ermäßigt) Umsatzsteuer in Rechnung und führst sie ans Finanzamt ab. Im Gegenzug darfst du die Vorsteuer aus deinen Einkäufen abziehen. Kleinunternehmer (unter 22.000 € Umsatz) können sich befreien lassen.

Steuer-Rücklagen nicht vergessen

Das Finanzamt will vierteljährliche Vorauszahlungen. Lege konsequent 30-40% deines Gewinns auf ein separates Steuerkonto zurück – sonst wird die erste Steuernachzahlung zum Schock.

Sozialversicherung und Krankenversicherung

Als Selbstständiger bist du nicht automatisch sozialversichert. Du musst dich selbst um Krankenversicherung und Altersvorsorge kümmern.

Krankenversicherung

Du hast zwei Optionen: Freiwillig gesetzlich versichert (GKV) oder privat versichert (PKV). In der GKV zahlst du ca. 14,6% + Zusatzbeitrag auf deinen Gewinn (Mindestbemessungsgrundlage: ca. 1.178 €/Monat). Die PKV kann günstiger sein, vor allem für junge, gesunde Singles – aber die Beiträge steigen im Alter.

Rentenversicherung

Für die meisten Selbstständigen besteht keine Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung. Aber: Du solltest trotzdem vorsorgen! Optionen: Freiwillige gesetzliche Rente, Rürup-Rente (steuerlich absetzbar), private Altersvorsorge, ETF-Sparplan.

Arbeitslosenversicherung

Innerhalb der ersten 3 Monate nach Gründung kannst du dich freiwillig weiter arbeitslosenversichern. Kostet ca. 96 €/Monat (2025) und sichert dir Anspruch auf Arbeitslosengeld, falls die Selbstständigkeit scheitert.

Erste Kunden gewinnen

Die beste Vorbereitung nützt nichts ohne zahlende Kunden. Hier sind bewährte Strategien für Gründer:

Netzwerk nutzen

Deine ersten Kunden kommen oft aus dem eigenen Netzwerk. Informiere Freunde, Familie, ehemalige Kollegen und Arbeitgeber über deine Selbstständigkeit. Empfehlungen sind Gold wert.

Online-Präsenz aufbauen

Eine professionelle Website ist Pflicht. Dazu: LinkedIn-Profil optimieren, ggf. Portfolio auf Behance/Dribbble (für Kreative) oder GitHub (für Entwickler). Content-Marketing (Blog, YouTube, Podcast) baut langfristig Reichweite auf.

Freelancer-Plattformen

Für den Einstieg können Plattformen wie Upwork, Fiverr, Freelancermap oder Gulp (IT) sinnvoll sein. Die Provisionen sind hoch (bis 20%), aber du gewinnst erste Referenzen und Bewertungen.

Kaltakquise

Nicht beliebt, aber effektiv: Potenzielle Kunden direkt anschreiben oder anrufen. Recherchiere vorher gut und biete einen konkreten Mehrwert an. Personalisierte Ansprache schlägt Massenmails.

Gründungs-Checkliste: Deine ersten Schritte

  1. Geschäftsidee validieren: Gibt es zahlende Kunden für dein Angebot?
  2. Rechtsform wählen: Mit dem Gründungskosten-Rechner vergleichen
  3. Businessplan erstellen: Zumindest eine grobe Finanzplanung
  4. Gewerbe anmelden (falls gewerblich) oder Fragebogen zur steuerlichen Erfassung beim Finanzamt
  5. Geschäftskonto eröffnen: Privat und geschäftlich trennen!
  6. Krankenversicherung klären: GKV oder PKV?
  7. Stundensatz kalkulieren: Mit dem Stundensatz-Rechner
  8. Buchhaltung einrichten: Tool wählen, Belegablage organisieren
  9. Steuer-Rücklagen planen: Ca. 30-40% vom Gewinn zurücklegen
  10. Versicherungen abschließen: Berufshaftpflicht, Berufsunfähigkeit

Häufige Fragen zur Selbstständigkeit

Häufig gestellte Fragen

Redaktion Rechner ZentraleGeprüft

Finanzexperten mit Fokus auf Steuern, Gehalt und Vorsorge.