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Finanzielle Freiheit erreichen: Der FIRE-Guide

Was ist FIRE? Wie viel brauchst du? Die 4%-Regel, Sparquote und Entnahmestrategie erklärt.

Lesezeit: 11 Min.

Nie wieder arbeiten müssen. Aufwachen, wann du willst. Tun, was du liebst, statt was du musst. Das ist der Traum hinter FIRE – Financial Independence, Retire Early. Aber wie realistisch ist das? Und was brauchst du wirklich, um finanziell frei zu werden?

Das Wichtigste in Kürze

  • 4%-Regel: Du brauchst das 25-fache deiner Jahresausgaben
  • Die Sparquote bestimmt die Jahre bis FIRE (50% = ca. 17 Jahre)
  • In Deutschland eher 3-3,5% Entnahmerate für mehr Sicherheit
  • Coast FIRE oder Barista FIRE als realistischere Varianten

Was ist FIRE?

FIRE steht für Financial Independence, Retire Early – finanzielle Unabhängigkeit und früher Ruhestand. Die Idee: Du sparst und investierst so viel, dass du von den Erträgen deines Vermögens leben kannst, ohne arbeiten zu müssen.

Die zwei Komponenten von FIRE

  • FI (Financial Independence): Dein Vermögen erwirtschaftet genug Erträge, um deine Ausgaben zu decken. Du könntest aufhören zu arbeiten.
  • RE (Retire Early): Du nutzt diese Freiheit, um vor dem klassischen Rentenalter (67) in den Ruhestand zu gehen.

Wichtig: "Retire" bedeutet nicht Nichtstun. Die meisten FIRE-Anhänger arbeiten weiter – aber an dem, was sie wirklich wollen. Ohne finanziellen Druck.

FIRE-Varianten: Von Lean bis Fat

FIRE ist kein One-Size-Fits-All-Konzept. Je nach Lebensstil und Zielen gibt es verschiedene Ausprägungen:

Lean FIRE

Minimalistischer Lebensstil mit niedrigen Ausgaben. Ziel: Möglichst schnell frei sein. Typisch: 20.000-30.000 € Jahresausgaben, benötigtes Vermögen ca. 500.000-750.000 €.

Regular FIRE

Durchschnittlicher Lebensstil mit moderaten Ausgaben. Typisch: 40.000-50.000 € Jahresausgaben, benötigtes Vermögen ca. 1-1,25 Mio. €.

Fat FIRE

Komfortabler Lebensstil ohne große Einschränkungen. Typisch: 80.000-100.000 € Jahresausgaben, benötigtes Vermögen ca. 2-2,5 Mio. €.

Coast FIRE

Du hast genug investiert, dass es bis zur regulären Rente wächst. Du musst nur noch deine laufenden Ausgaben decken – z.B. mit Teilzeit. Beliebt in Deutschland.

FIRE in Deutschland

Für die meisten Deutschen ist Coast FIRE oder Barista FIRE realistischer als vollständiges FIRE. Du arbeitest entspannt in Teilzeit und lässt dein Vermögen wachsen – ohne Stress.

Barista FIRE

Ähnlich wie Coast FIRE: Du arbeitest Teilzeit in einem entspannten Job, der die Krankenversicherung deckt und ein kleines Einkommen bringt. Der Name kommt von US-Starbucks-Jobs mit Krankenversicherung.

Die 4%-Regel erklärt

Die 4%-Regel ist das Fundament der FIRE-Berechnung. Sie besagt: Du kannst jährlich 4% deines Vermögens entnehmen, ohne dass es aufgebraucht wird – statistisch für mindestens 30 Jahre.

Woher kommt die Regel?

Die "Trinity Study" analysierte historische Renditen von 1926-1995. Ergebnis: Bei einem Portfolio aus 50% Aktien und 50% Anleihen überlebten 95% der 30-Jahres-Perioden eine 4%-Entnahmerate.

Die Umkehrrechnung: Die 25er-Regel

Wenn du 4% entnimmst, brauchst du das 25-fache deiner Jahresausgaben:

  • 30.000 € Ausgaben × 25 = 750.000 € Vermögen
  • 50.000 € Ausgaben × 25 = 1.250.000 € Vermögen
  • 80.000 € Ausgaben × 25 = 2.000.000 € Vermögen

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Berechne, wie viel Vermögen du für deine finanzielle Freiheit brauchst.

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Kritik an der 4%-Regel

  • Basiert auf US-Daten (höhere historische Renditen)
  • 30 Jahre reichen nicht für Frührentner mit 40
  • Berücksichtigt keine Steuern auf Kapitalerträge
  • Inflation kann variieren

Empfehlung für Deutschland: Plane mit 3-3,5% Entnahmerate für mehr Sicherheit.

Die Sparquote: Dein wichtigster Hebel

Die Sparquote bestimmt, wie lange du bis FIRE brauchst. Nicht das Einkommen, nicht die Rendite – die Sparquote.

Jahre bis FIRE nach Sparquote

  • 10% Sparquote: ca. 51 Jahre
  • 25% Sparquote: ca. 32 Jahre
  • 50% Sparquote: ca. 17 Jahre
  • 70% Sparquote: ca. 8,5 Jahre
  • 80% Sparquote: ca. 5,5 Jahre

Warum ist die Sparquote so mächtig? Sie wirkt doppelt: Mehr sparen bedeutet 1) schneller Vermögen aufbauen UND 2) niedrigere Ausgaben, also weniger Vermögen nötig.

Budget analysieren

Finde heraus, wo dein Geld hinfließt und wie du deine Sparquote erhöhen kannst.

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Typische Sparquoten

  • Durchschnittsdeutscher: 10-11%
  • Ambitionierter Sparer: 25-40%
  • FIRE-Anwärter: 50-70%
  • Extreme Frugalisten: 70-85%

Wie viel Vermögen brauchst du?

Die große Frage: Was ist deine FIRE-Zahl? Sie hängt von genau einer Sache ab: Deinen jährlichen Ausgaben.

Schritt 1: Ausgaben kennen

Bevor du rechnest, musst du wissen, was du ausgibst. Nutze unseren Haushaltsbudget-Rechner, um 3-6 Monate lang jede Ausgabe zu tracken. Typische Kategorien:

  • Wohnen (Miete/Kredit, Nebenkosten)
  • Mobilität (Auto, ÖPNV)
  • Versicherungen
  • Lebensmittel
  • Freizeit, Urlaub, Hobbys
  • Kleidung, Elektronik

Schritt 2: Zukunft planen

Deine Ausgaben werden sich ändern. In der FIRE-Phase fallen Fahrtkosten zur Arbeit weg, aber Krankenversicherung und Hobbys steigen möglicherweise. Plane realistisch.

Schritt 3: Die Rechnung

Mit der 25er-Regel (4% Entnahme) oder besser 33er-Regel (3% Entnahme für Sicherheit):

  • 40.000 € Ausgaben × 25 = 1.000.000 € (4%-Regel)
  • 40.000 € Ausgaben × 33 = 1.320.000 € (3%-Regel)

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Berechne deine persönliche FIRE-Zahl basierend auf deinen Ausgaben und der gewünschten Sicherheitsmarge.

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Investieren für FIRE

Sparen allein reicht nicht. Du musst dein Geld so investieren, dass es wächst – und das bedeutet in der Regel: Aktien-ETFs.

Warum ETFs?

  • Diversifikation: Mit einem ETF investierst du in hunderte/tausende Unternehmen
  • Niedrige Kosten: TER unter 0,2% bei großen ETFs
  • Historische Rendite: 7-8% im langjährigen Durchschnitt
  • Keine Arbeit: Kein Stock-Picking, kein Timing

Die einfache Strategie

  1. Einen weltweiten Aktien-ETF wählen (MSCI World oder FTSE All-World)
  2. Jeden Monat automatisch per Sparplan investieren
  3. Nicht verkaufen, auch wenn die Kurse fallen
  4. In 10-30 Jahren ernten

ETF-Sparplan simulieren

Berechne, wie dein ETF-Sparplan über die Jahre wächst.

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Asset Allocation im Alter

Je näher du an FIRE kommst, desto mehr solltest du über Risikoreduktion nachdenken. Eine Faustregel: 100 - Alter = Aktienquote. Mit 40 also 60% Aktien. Viele FIRE-Anhänger bleiben aber aktienorientierter, weil der Zeithorizont lang ist.

Die Entnahmephase planen

Die Ansparphase ist nur die halbe Miete. Die Entnahmephase – das Leben von deinem Vermögen – ist mindestens genauso wichtig.

Entnahmestrategien

  • Feste Entnahmerate: Immer 4% des Anfangsvermögens (inflationsangepasst)
  • Variable Entnahme: 4% des aktuellen Vermögens – flexibler, aber schwankend
  • Bucket-Strategie: Geld in Töpfen für kurzfristig/mittelfristig/langfristig
  • Tent-Strategie: Höhere Anleihenquote um den FIRE-Zeitpunkt, danach wieder mehr Aktien

Entnahmeplan berechnen

Simuliere, wie lange dein Vermögen bei verschiedenen Entnahmeraten reicht.

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Das Sequence-of-Returns-Risiko

Das größte Risiko in der Entnahmephase: Ein Crash direkt nach FIRE-Start. Wenn du in den ersten Jahren bei fallenden Kursen entnimmst, erholt sich dein Portfolio möglicherweise nie. Gegenmaßnahme: 2-3 Jahre Ausgaben in Cash/Anleihen als Puffer.

FIRE in Deutschland: Besonderheiten

FIRE kommt aus den USA. In Deutschland gelten andere Regeln – manche machen es schwerer, manche leichter.

Herausforderungen

  • Höhere Steuern: Einkommensteuer und Sozialabgaben schmälern die Sparquote
  • Kapitalertragssteuer: 26,4% auf alle Gewinne (USA: oft günstiger bei langer Haltedauer)
  • Krankenversicherung: Muss als Privatier selbst gezahlt werden (mind. 235 €/Monat inkl. Pflegeversicherung)
  • Kein 401k: Keine steuerlich geförderten Rentenkonten wie in den USA

Vorteile

  • Gesetzliche Rente: Wer eingezahlt hat, bekommt ab 67 ein Grundeinkommen
  • Günstige Krankenversicherung: Selbst die teurere Option ist billiger als US-Healthcare
  • Höhere Sicherheit: Soziale Absicherung als Fallnetz

Die Deutschland-Strategie

Viele deutsche FIRE-Anwärter fahren eine Hybrid-Strategie: Genug investieren für die Zeit bis zur gesetzlichen Rente, dann übernimmt die Rente einen Teil. Das reduziert die nötige FIRE-Zahl erheblich.

Häufige Fragen zu FIRE

Häufig gestellte Fragen

Redaktion Rechner ZentraleGeprüft

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