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Rentenlücke schließen: Strategien für mehr Rente

Die Versorgungslücke berechnen und mit privater Vorsorge schließen: ETF, Riester, Rürup im Vergleich.

Lesezeit: 8 Min.

Die gesetzliche Rente allein reicht nicht. Im Schnitt fehlen 800 bis 1.000 Euro monatlich zum gewohnten Lebensstandard. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Strategie lässt sich diese Lücke schließen – und je früher du anfängst, desto leichter wird es.

Was ist die Rentenlücke?

Die Rentenlücke (auch Versorgungslücke genannt) ist die Differenz zwischen deinem letzten Einkommen und der zu erwartenden gesetzlichen Rente. Sie zeigt, wie viel Geld dir im Ruhestand fehlt, um deinen aktuellen Lebensstandard zu halten.

Das Rentenniveau-Problem

Das Rentenniveau – also das Verhältnis von Standardrente zum Durchschnittseinkommen – liegt aktuell bei etwa 48%. Tendenz: fallend. Das bedeutet:

  • Heute: Ein Durchschnittsverdiener bekommt nach 45 Beitragsjahren etwa 1.500 € Rente (brutto!)
  • 2040: Das Rentenniveau könnte auf 43% sinken
  • Realität: Die meisten haben keine 45 Beitragsjahre und verdienen nicht immer Durchschnitt

Warum die Lücke größer wird als erwartet

  • Studium/Ausbildung: Weniger Beitragsjahre
  • Elternzeit: Reduzierte Einzahlung
  • Arbeitslosigkeit: Niedrigere Beiträge
  • Steuern: Rente ist steuerpflichtig!
  • Krankenversicherung: Ca. 11% gehen für KV/PV ab

Deine Rentenlücke berechnen

Um deine persönliche Rentenlücke zu ermitteln, brauchst du zwei Zahlen: dein Wunsch-Einkommen im Alter und deine erwartete gesetzliche Rente.

Schritt 1: Wunsch-Einkommen festlegen

Faustregel: Im Ruhestand brauchst du etwa 70-80% deines letzten Nettoeinkommens. Manche Kosten fallen weg (Pendeln, Arbeitskleidung), andere steigen (Gesundheit, Freizeit).

Schritt 2: Erwartete Rente ermitteln

Deine Renteninformation von der Deutschen Rentenversicherung zeigt dir die prognostizierte Rente. Achtung: Das ist der Bruttobetrag! Für Netto noch ca. 15-20% abziehen (Steuern + Sozialabgaben).

Schritt 3: Differenz berechnen

Wunsch-Einkommen minus erwartete Netto-Rente = deine monatliche Rentenlücke. Diese multipliziert mit der erwarteten Rentenbezugsdauer (ca. 20-25 Jahre) ergibt das benötigte Kapital.

Rentenlücke berechnen

Berechne deine persönliche Rentenlücke und das benötigte Vorsorgekapital.

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Beispielrechnung

  • Letztes Nettoeinkommen: 2.800 €
  • Wunsch-Einkommen (80%): 2.240 €
  • Erwartete Netto-Rente: 1.400 €
  • Monatliche Lücke: 840 €
  • Benötigtes Kapital (25 Jahre, 3% Entnahme): ca. 336.000 €

Private Vorsorge: Die Optionen

Es gibt viele Wege, die Rentenlücke zu schließen. Jeder hat Vor- und Nachteile. Hier der Überblick:

1. Ungeförderte private Vorsorge

  • ETF-Sparplan: Flexibel, günstig, gute Rendite
  • Aktien/Fonds: Mehr Kontrolle, höherer Aufwand
  • Tagesgeld/Festgeld: Sicher, aber kaum Rendite
  • Private Rentenversicherung: Garantierte Rente, oft hohe Kosten

2. Staatlich geförderte Vorsorge

  • Riester-Rente: Zulagen + Steuervorteile, für Angestellte
  • Rürup-Rente: Steuervorteile, für Selbstständige
  • Betriebliche Altersvorsorge (bAV): Arbeitgeber-Zuschuss

3. Immobilien

  • Eigenheim: Mietfreies Wohnen im Alter
  • Vermietete Immobilie: Passive Mieteinnahmen

Empfehlung: Ein Mix aus verschiedenen Bausteinen ist meist sinnvoller als alles auf eine Karte zu setzen.

ETF-Sparplan: Die flexible Lösung

Für viele ist ein ETF-Sparplan der beste Weg zur privaten Altersvorsorge. Er kombiniert gute Rendite mit niedrigen Kosten und maximaler Flexibilität.

Warum ETFs?

  • Diversifikation: Ein ETF enthält hunderte/tausende Aktien
  • Niedrige Kosten: TER oft unter 0,2% pro Jahr
  • Gute Rendite: 7-8% p.a. im langjährigen Schnitt
  • Flexibilität: Jederzeit anpassbar oder auszahlbar
  • Einfachheit: Kein aktives Management nötig

ETF-Sparplan berechnen

Simuliere, wie sich dein ETF-Sparplan über die Jahre entwickelt.

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So viel musst du sparen

Um 840 € monatliche Rentenlücke zu schließen (siehe Beispiel oben), brauchst du ca. 336.000 € Kapital. Je nach Anlagedauer:

  • 40 Jahre bis Rente: ca. 100 €/Monat
  • 30 Jahre bis Rente: ca. 230 €/Monat
  • 20 Jahre bis Rente: ca. 500 €/Monat
  • 10 Jahre bis Rente: ca. 1.300 €/Monat

Der Zinseszins-Effekt: Wer früh anfängt, zahlt insgesamt weniger ein als jemand, der später startet. Zeit ist dein größter Hebel!

Die einfache ETF-Strategie

  1. Depot bei einem günstigen Broker eröffnen
  2. Weltweiten Aktien-ETF wählen (z.B. MSCI World oder FTSE All-World)
  3. Sparplan einrichten (automatisch monatlich)
  4. Nicht verkaufen, auch bei Kurseinbrüchen
  5. Ab 10 Jahre vor Rente: Risiko schrittweise reduzieren

Riester und Rürup: Staatlich gefördert

Der Staat fördert die private Altersvorsorge mit Zulagen und Steuervorteilen. Ob sich das für dich lohnt, hängt von deiner Situation ab.

Riester-Rente

Für wen: Rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer, Beamte, Bezieher von Arbeitslosengeld

  • Grundzulage: 175 € pro Jahr
  • Kinderzulage: 185 € (vor 2008 geboren) oder 300 € (ab 2008)
  • Eigenbeitrag: 4% des Bruttoeinkommens minus Zulagen
  • Steuerlich: Beiträge als Sonderausgaben absetzbar

Riester lohnt sich vor allem bei: Geringem Einkommen mit voller Förderquote, vielen Kindern (hohe Zulagen), hohem Grenzsteuersatz (Steuerersparnis)

Rürup-Rente (Basisrente)

Für wen: Selbstständige, Freiberufler, Gutverdiener

  • Steuervorteil: 2024 sind 100% absetzbar (max. 27.566 €/Jahr, Verheiratete 55.132 €)
  • Keine Zulagen: Aber hohe Steuerersparnis bei gutem Einkommen
  • Pfändungssicher: Besonders für Selbstständige relevant

Achtung: Beide Produkte haben Nachteile – begrenzte Flexibilität, oft hohe Kosten, Vererbung eingeschränkt. Vor Abschluss genau prüfen!

Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

Die betriebliche Altersvorsorge ist oft unterschätzt. Seit 2019 muss der Arbeitgeber mindestens 15% Zuschuss geben – das ist geschenktes Geld!

So funktioniert die bAV

Du verzichtest auf einen Teil deines Bruttogehalts, der in eine Altersvorsorge fließt. Dadurch sparst du Steuern und Sozialabgaben – und der Arbeitgeber legt 15% drauf.

Vorteile

  • Arbeitgeber-Zuschuss: Mind. 15%, oft mehr
  • Steuer-/SV-Ersparnis: Beiträge sind teilweise abgabenfrei
  • Kein Aufwand: Arbeitgeber kümmert sich
  • Automatik: Geld kommt gar nicht erst aufs Konto

Nachteile

  • Weniger gesetzliche Rente: Durch niedrigeres Brutto
  • Besteuerung im Alter: Volle Rente ist steuerpflichtig
  • Begrenzte Produkte: Nur was der Arbeitgeber anbietet
  • Jobwechsel: Übertragung kann kompliziert sein

Faustregel: Wenn der Arbeitgeber 20% oder mehr zuschießt, lohnt sich die bAV fast immer. Bei nur 15% genau durchrechnen.

Immobilie als Altersvorsorge

Viele Deutsche setzen auf die eigene Immobilie als Altersvorsorge. Das kann funktionieren – aber es gibt wichtige Einschränkungen.

Eigenheim: Mietfreies Wohnen

  • Vorteil: Keine Miete im Alter (oft 800-1.500 €/Monat gespart)
  • Vorteil: Inflationsschutz – Immobilienwert steigt meist
  • Nachteil: Kapital gebunden, nicht flexibel
  • Nachteil: Instandhaltungskosten im Alter

Vermietete Immobilie: Passive Einkünfte

  • Vorteil: Regelmäßige Mieteinnahmen
  • Vorteil: Wertsteigerung + Mietsteigerung
  • Nachteil: Verwaltungsaufwand, Mieterrisiko
  • Nachteil: Klumpenrisiko – viel Kapital in einem Objekt

Wichtig: Abbezahlt vor Rente!

Eine Immobilie funktioniert nur als Altersvorsorge, wenn sie vor Rentenbeginn abbezahlt ist. Sonst hast du im Alter Kreditraten zu zahlen – das verschärft die Rentenlücke statt sie zu schließen.

Die Entnahmephase planen

Das Ansparen ist nur die halbe Miete. Mindestens genauso wichtig ist die Frage: Wie entnimmst du das Geld im Ruhestand?

Die sichere Entnahmerate

Die klassische Empfehlung: Entnimm maximal 4% deines Vermögens pro Jahr. Bei 300.000 € wären das 12.000 € im Jahr oder 1.000 € im Monat. Für mehr Sicherheit (längerer Ruhestand, weniger Risiko): 3-3,5%.

Entnahmeplan berechnen

Simuliere, wie lange dein Vermögen bei verschiedenen Entnahmeraten reicht.

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Strategien für die Entnahme

  • Fixe Entnahme: Jedes Jahr der gleiche Betrag (inflationsbereinigt)
  • Variable Entnahme: % des aktuellen Vermögens – flexibler, aber schwankend
  • Bucket-Strategie: Geld in Töpfe für kurzfristig (Cash), mittelfristig (Anleihen), langfristig (Aktien)

Risiko in den ersten Jahren

Das größte Risiko: Ein Börsencrash direkt nach Renteneintritt. Wenn du dann verkaufen musst, schmelzt das Vermögen schnell. Gegenmaßnahme: 2-3 Jahre Ausgaben in sicheren Anlagen (Tagesgeld, Anleihen) parken.

FIRE-Rechner

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Häufige Fragen zur Rentenlücke

Häufig gestellte Fragen

Redaktion Rechner ZentraleGeprüft

Finanzexperten mit Fokus auf Steuern, Gehalt und Vorsorge.